Wissenswertes - Kulturanleitung  


Anlage einer Streuobstwiese

Standortwahl

Vor der Anlage einer Streuobstwiese empfiehlt es sich, den geplanten Standort genau anzuschauen und die Sortenauswahl darauf abzustimmen. In bestimmten Fällen ist von der Anlage einer Streuobstwiese abzusehen, beispielsweise bei staunassen Böden oder extremen Schattenlagen.

Gute Standortfaktoren:

  • lehmige Böden

  • leichte Hanglage (Abflussmöglichkeit für Wasser und Kaltluft)
  • ausreichende Besonnung
  • natürlicher Windschutz

Schlechte Standortfaktoren:

  • Muldenlage mit Staunässe
  • trockene Sandböden
  • Schattenlagen
  • verfilzte Bodendecke (ggf. Umbrechen; dann Neueinsaat erforderlich)
  • Hinweise auf Wühlmäuse
  • Höhenlagen

Einige der „schlechten“ Standortfaktoren können über die Sortenwahl und über entsprechende Schutzmaßnahmen „überspielt“ werden.


Sortenwahl

Das geringste Risiko bei der Auswahl der Sorten geht man ein, wenn auf bewährte Sorten zurückgegriffen werden kann. Hinweise gibt es beim Nachbarn bzw. in der Umgebung. Darüber hinaus gibt unser Sortenlexikon (siehe Rubrik "Sorten/Baumschulen" -> "Sortenlexikon") nützliche Hinweise.
Wenn es im Umkreis von etwa einem Kilometer keine weiteren Streuobstwiesen gibt, muss man auch Pollenspender pflanzen, die zu den Muttersorten passen.


Alte Sorten

Im Zuge der Obstproduktion in Plantagen und aufgrund von Größen-Normen sind viele alte Sorten aus den Obstgärten nahezu verschwunden. Mit ihnen geraten besondere Eigenschaften wie differenzierte Geschmacksnoten (von süß-weinig über aromatisch bis kräftig-würzig), gute Back-, Lager- und Einmachqualitäten oder außergewöhnliche Formen ebenfalls in Vergessenheit.

Gute Baumschulen bieten auch alte Sorten an. Was nicht im eigenen Sortiment vorhanden ist, kann teilweise von anderen Baumschulen besorgt werden. Wenn eine bestimmte Sorte nicht auf dem Markt erhältlich ist oder wenn man nicht weiß, wie der wohlschmeckende Apfel aus Nachbars Garten heißt, kann man sich „seine“ alte Sorte auch selbst veredeln oder veredeln lassen (siehe Rubrik "Sorten/Baumschulen" -> "Reiserschneiden").


Pflanzung

Auch wenn es sich bei der Anlage einer Streuobstwiese um einen extensiven und ökologischen Obstgarten handelt, empfiehlt es sich, einen Pflanzplan zu entwerfen. Darin sollten sich sowohl die Standortansprüche der einzelnen Sorten (z.B. robuste und starkwüchsige Sorten in Hauptwindrichtung pflanzen, schwächere Sorten eher in den Süden und Osten) als auch der Platzbedarf der unterschiedlichen Sorten wieder finden. Nicht zuletzt sollte vor allem bei größeren Streuobstwiesen bedacht werden, wie zukünftig gemäht werden soll. Bei der Mahd mit dem Traktor empfiehlt sich eine Reihenpflanzung (entlang der Höhenlinien). Bei kleineren Wiesen und der Mahd mit dem Balkenmäher oder der Sense können auch Gruppen gebildet werden mit entsprechenden Freiräumen an anderen Stellen.


Abstände

Obstbäume brauchen genügend Abstand untereinander, damit sie sich nicht gegenseitig beschatten und um Nährstoffe konkurrieren. Starkwüchsige Sorten aus unserer Sortenliste wie der rote und grüne Boskoop und die Sülibirne benötigen mindestens zwölf Meter Pflanzabstand, während es bei den schwachwüchsigen Sorten wie der Ananasrenette und der Goldparmäne ausreicht, acht bis zehn Meter Abstand einzuhalten.


Zeitpunkt

Die beste Pflanzzeit ist der Herbst nach dem Laubfall, da die jungen Pflanzen dann noch vor dem Winter erste Wurzeln bilden können, die im Frühjahr die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen sicherstellen. Es kann jedoch auch im Winter (nicht bei gefrorenem Boden!) bis in den Vorfrühling (vor Austrieb) gepflanzt werden. In trockenen Frühjahren ist es dann meist notwendig, die jungen Bäume des Öfteren zu gießen, was bei der Herbstpflanzung in der Regel entfallen kann.


Transport der Pflanzen und Einschlag

Um Austrocknungen der Wurzeln zu vermeiden, müssen sie beim Transport mit einer Folie oder einem Sack vor Sonneneinstrahlung und (Fahrt-) Wind geschützt werden. Nach dem Transport aus der Baumschule sollten die Jungbäume sofort eingepflanzt werden. Ist dies nicht möglich (Witterung, große Anzahl an Bäumen), empfiehlt es sich, die Pflanzen an einem schattigen Platz einzuschlagen (Wurzeln gut mit feuchter Erde bedecken und ggf. Plane über Krone legen).


Ausheben des Pflanzloches

Bei der Streuobstpflanzung sollten die Durchmesser der Pflanzlöcher 50 bis 60 cm betragen und etwa zwei Spatenstiche tief (40 cm) ausgehoben werden. - Bei relativ großen Bäumchen müssen größere Abmessungen gewählt werden. - Dabei sollten die Bodenschichten nicht durcheinander gebracht werden. Grassoden, Humusschicht und Mineralboden werden entsprechend getrennt abgelegt. Der Boden des Pflanzloches wird mit dem Spaten gelockert und danach wieder leicht angetreten.


Befestigungspfähle

Nun müssen die Befestigungspfähle gesetzt werden. Normalerweise genügt ein Pfahl, der in der Hauptwindrichtung (Südwest) knapp außerhalb des Pflanzloches soweit eingeschlagen wird, dass die Oberkante unterhalb des Kronenansatzes des zu pflanzenden Baumes ist.

In stark windexponierten Lagen setzt man zwei Pfähle (Nordost und Südwest) und bei geplanter Beweidung sind drei bis vier Pfähle erforderlich, die durch Latten stabilisiert werden. Um die Pfähle wird nach erfolgter Pflanzung ein Maschendraht gespannt (s.u.).
Bei Pferde- und Rinderbeweidung ist ggf. ein größeres Schutzgatter erforderlich.


Wühlmausschutz

Gibt es auf der Wiese oder in der Nachbarschaft Wühlmäuse, muss der Wurzelbereich des jungen Baumes geschützt werden. Guten Schutz bietet ein Drahtkorb. Er wird aus 50 cm breitem Sechseckgeflecht (möglichst unverzinkt) mit 15 / 20 mm Maschenbreite gebaut. Für den Boden benötigt man 50 cm, für die Seitenwand 1,50 m Drahtgeflecht. Zunächst wird die Seitenwand geschlossen, anschließend der Boden daran befestigt (siehe Graphik).
Der Drahtkorb wird nun in das Pflanzloch gestellt.





Setzen der Bäume

Das Pflanzloch ist ausgehoben, die Pfähle sind gesetzt (diese können auch direkt an den Rand des Pflanzlochs gesetzt werden) und gegebenenfalls ist auch der Wühlmausschutz eingebracht. Nun werden die Wurzeln des jungen Baumes frisch angeschnitten, da dies die Bildung von Feinwurzeln fördert. In das Pflanzloch / den Drahtkorb kommt so viel Erde, dass der Baum genauso tief in der Erde steht, wie zuvor in der Baumschule. Die Veredelungsstelle muss nach der Pflanzung etwa 10 cm aus dem Boden herausragen. Unter leichtem Schütteln des Baumes wird die Erde in der richtigen Reihenfolge um die Baumwurzel gefüllt. Gegebenenfalls wird angegossen, damit die Erde auch in die kleinen Hohlräume gespült wird. Vor der letzten Erdschicht wird der Drahtkorb sorgfältig geschlossen, so dass auch von oben keine Wühlmäuse zu den Wurzeln gelangen können. Zum Schluss wird die Erde festgetreten.






Der Baum wird in den Pflanzkorb gestellt und die Erde eingefüllt.


Befestigung

Jetzt muss der Baum an den Pfählen festgebunden werden, damit er gerade wachsen kann und auch im Wind stabil steht. Dies ist wichtig, damit die Feinwurzeln nicht durch ständige Bewegungen geschädigt werden. Zum Festbinden eignet sich Kokosband. Man benötigt etwa 1,5 m pro Baum für die Befestigung an einem Pfahl. Das Band wird zweimal vom Pfahl aus um Pfahl und Baum geschlungen und dann vom Baum her zurück zum Pfahl fest umwickelt, so dass die Anbindung auch als Abstandhalter (zur Vermeidung von Schäden durch Reibung) dienen kann. Die Enden werden um den Pfahl gelegt und mit einer Krampe befestigt.

Wichtig:
Die Bindestelle am Baum sollte etwas höher liegen als am Pfahl, damit der Baum sich im Pflanzloch noch setzen kann.
Die Anbindung am Stamm sollte das Dickenwachstum der ersten Jahre berücksichtigen.





Verbissschutz

Zum Schutz vor Fraßschäden durch Mäuse und Wildtiere wird um den Stamm des jungen Obstbaumes eine Kunststoffspirale oder eine Drahthose aus 15 / 20 mm Sechseckgeflecht mit einem Meter Höhe und 50 cm Breite angebracht.
Wird die Obstwiese beweidet, wird jetzt der stabile Maschendraht um die drei, bzw. vier Pfähle gespannt. Er sollte im Abstand von ca. 15 cm vom Boden angebracht werden, damit die Baumscheibe von Bewuchs freigehalten und ggf. die Mulchschicht erneuert werden kann.


Drahthose um jungen Stamm



Drahthose und stabiler Zaun zum Schutz vor Schafverbiss (das Freihalten der Baumscheibe und das Entfernen aller Triebe am Stamm sind unbedingt erforderlich!)


Pflanzschnitt

Zum Abschluss der Pflanzung erhält der junge Obstbaum einen Pflanzschnitt (Näheres siehe Rubrik "Wissenswertes" -> "Schnittempfehlung").





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